Tantra braucht Begegnung

Dez. 4, 2025 | Allgemein

Tantra allein zu praktizieren, ist wichtig und sinnvoll. Die eigene Praxis unterstützt uns dabei, im Körper anzukommen, innere Ruhe zu finden und die eigene Mitte wieder klar zu spüren. In diesen Momenten des Alleinseins öffnen sich Räume für Selbstreflexion, für das Wahrnehmen unserer Bedürfnisse und für das Bewusstwerden dessen, was in uns lebendig ist. Doch so wertvoll dieser Weg nach innen auch ist – für uns liegt das eigentliche, große Lernfeld des Tantra in der Begegnung mit anderen Menschen.

Erst mit dir, finde ich zu mir* (Dieter Jarzombek)

Denn dort, wo wir uns einem Gegenüber öffnen, beginnt der eigentliche Erfahrungsraum. Erst mit dir, finde ich zu mir. Ein Satz, der im Tantrischen eine tiefe Wahrheit trägt: Wir brauchen den Spiegel des anderen, um uns selbst zu erkennen. Im Miteinander wird sichtbar, was in uns berührt wird – unsere Freude, unsere Unsicherheiten, unsere Muster, unsere Sehnsüchte.

Begegnung bietet uns die Möglichkeit, uns wirklich zu sehen: in der Art, wie wir kommunizieren, wie wir berührt werden und wie wir berühren, wie wir reagieren, wenn wir uns öffnen dürfen – oder wenn wir an unsere Grenzen kommen. Durch diesen Austausch entsteht ein lebendiger Dialog, der uns nicht nur verstehen, sondern auch wachsen lässt. Gemeinsam zu lachen, sich zu zeigen, wahrgenommen zu werden, all das lässt uns tiefer bei uns selbst ankommen.

Du und Ich werden Eins

Und manchmal entsteht aus dieser Begegnung etwas noch Größeres: ein Moment, in dem zwei Menschen sich so verbunden fühlen, dass die gewohnte Trennung zwischen „du“ und „ich“ für einen Augenblick verschwimmt. Ein Erleben von Einheit, das weder erzwungen noch planbar ist – sondern aus echter Präsenz und Offenheit entsteht. Diese Erfahrung kann zutiefst heilsam sein, weil sie uns erinnert, dass wir Teil eines größeren Ganzen sind.

So wird Begegnung zu einem zentralen Bestandteil des tantrischen Weges: ein Ort des Lernens, des Sich-Erkennens und des gemeinsamen Wachsens. Tantra lädt uns ein, sowohl in der Stille mit uns selbst als auch im lebendigen Austausch miteinander zu erfahren, wer wir wirklich sind – und wie tief die Verbindung sein kann, die zwischen zwei Menschen entsteht.

Nirvan

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